Vielleicht versuche ich mal (obwohl es Eulen nach Athen tragen ist, weil es anfangs sowieso jeder machen muß, der sich nichts anderes erlaubt), den Thread etwas in Richtung positiver Diskussion über Strategien zu bringen.
Was ich ausschlagen werde, sind die Eskorten- und Piratenjägeraufträge, weil man für die ein Kriegsschiff parat haben muß, und wie ich die Sache hier verstehe, ist das gerade nicht Sinn der Sache.
Die ersten Schiffe:
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Mit nur ganz wenigen Schiffen (< 8 oder so) mache ich es meistens so, daß ich quasi-wahllos Städte anfahre, die möglichst nahe beieinander liegen. In jeder Stadt kaufe ich möglichst das Zeug, was sie billig anbietet und verkaufe das vom Schiff, was mir einen guten Gewinn verspricht. Der nächste Zielort wird dann dadurch bestimmt, was gerade nach dem Icon neben der Stadt fehlt und ich auf dem Schiff habe, bzw. was nach der Produktionsanzeige fehlen könnte.
Warum Städte, die möglichst nahe beieinanderliegen? Was beim Handeln zählt, ist Gewinn pro Zeit. Wenn ich also doppelt so weit fahren soll, muß der Gewinn für eine gegebene Ware mindestens doppelt so groß sein.
Sobald ich einen Kurierauftrag annehmen kann, mache ich das und lasse mich bei der Tour durch den Auftraggeber leiten und passe, soweit sinnvoll, die Einkäufe an das an, was in der nächsten Zielstadt gefragt ist: Wenn die also gerade nach Eisenwaren schreit, werde ich einen etwas höheren Einkaufspreis akzeptieren, in der Hoffnung, daß nicht schon jemand eine Ladung verkauft hat.
Generell macht man keinen Fehler beim Handeln, wenn man jede Ware mindestens 10% teurer verkauft, als der Durchschnittswert auf dem Schiff angibt.
Sobald sich etwas Geld angesammelt hat, sollte man schon wissen, wo man seine Zentral- und Regionallager haben will, dort gibt man nämlich seine Bauaufträge hin - dadurch wird die Werft schneller. Soweit nötig, kaufe ich unterwegs Pech (das sammelt sich am besten in kleinen Portionen), EW und Hanf für den ersten Neubau ein. Das sollte in Auftrag gegeben werden, wenn genug Geld für das Schiff und entweder noch ein paar tausend
zusätzlich oder viele wertvolle Waren auf dem Schiff hat. Sonst sitzt man entweder wieder wie am Anfang unterfinanziert da oder darf zum Darlehensgeber.
Kredite nehme ich persönlich fast nie auf, obwohl ich denke, daß sie sich gerade in der Startphase sehr lohnen: Man muß mit diesem Geld mehr Gewinn machen, als die Zinsen fressen, was ich bei manuellem Handel in der Anfangsphase für sehr realistisch halte.
Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem man sich nur selbst die Waren in den Städten wegkauft und die Schiffe recht leer herumfahren, bzw. man nicht mehr so recht weiß, wohin man für gute Gewinne fahren soll. Eine Strategie muß her, und ich sehe zwei, die sich allerdings gegenseitig ausschließen.
1. Aufbau der Industrie
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Die Idee hier ist, daß man sich die Waren, die man transportieren will, selbst produziert. Der sicherere Weg ist der, mit den Gewinnbringern wie Felle oder Eisenwaren anzufangen, die rasch expandierenden Leute fangen mit Bauindustrie an, weil die Ziegel recht bald knapp werden. Allgemein: Je piratischer oder je mehr Arbitrage, desto stärker kann man in Bauindustrie investieren, weil Geldmangel kein Problem ist. Der absolut friedliche Mensch hat anfangs Geldmangel. Über das Bauen steht meines Wissens genug in der Tipsammlung, das wiederhole ich nicht alles, bis auf eine Warnung:
Es ist sinnvoll, wegen des Produktionsbonus möglichst bald auf drei Betriebe einer Art in der Stadt zu kommen. Allerdings wird eine Stadt deutlich anspruchsvoller, sobald es auf die 3000 Einwohner angeht. Wenn man da keine brauchbare Grundversorgung hat, stehen die Betriebe leer und man macht massive Verluste. Also nicht versuchen, anfangs gleich neun Betriebe zu bauen.
Beim Aufbau der Industrie muß man darauf achten, daß die Wochenabrechnung sehr schnell sehr große Löcher in die Kasse reißt. Solange man am Ende der Woche aber wieder ins Plus schaut, ist alles in Ordnung. Der Vorteil ist hier, daß man auf diese Tour einen großen "Kredit" bekommt, weil man die Arbeiter erst nach der Produktion bezahlt.
2. Aufbau des Handelsnetzes
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Die andere Variante ist es, immer effektiver die billigen Waren zu kaufen, bevor es die KI tut, man verläßt sich also auf das, was die Hanse produziert (und bei guter Verteilung auch
mehr produziert). Man vergrößert dadurch sein eigenes Handelsvolumen. Dazu baut man erst einmal möglichst alle Kontore. Da der Kontorsverwalter immer kurz nach der Produktionsphase einer Stadt aktiv wird, kann man zunächst ihn benutzen, billige Waren ins Lager zu kaufen - wenn ich die Waren mal gut habe, kann nur noch ich mit ihnen Gewinne machen. Diese holt man dann mit den Schiffen ab und verteilt sie wieder. Dieses System kann man nach und nach zum Sternsystem automatisieren, sobald die entsprechenden Schiffe und Kapitäne dazukommen. Dazu stelle ich ein Handelsschiff in den Hafen, das (allerdings mit bis zu 6 Stunden Verzögerung nach der Produktionsphase) einkauft und die Waren ins Lager schiebt (Mit dem gleichen Schiff kann, wer will, Arbitragehandel betreiben). Dieses Schiff sollte einen guten Handelskapitän bekommen. Weitere Schiffe übernehmen nach und nach den Transport ins Zentrallager.
Hier muß man darauf aufpassen, daß man die Nicht-Zentrallager immer brav leert (gerade automatische Routen regelmäßig überprüfen!). Mit dem Geld ist es hier etwas anders als beim Aufbau der Industrie: Es liegt ziemlich viel Kapital in den Waren fest, die man zu einem gegebenen Zeitpunkt hat, und dieses Kapital muß erst einmal verdient werden. Beim Einkauf kann man keine Schulden machen, so daß man anfangs noch nicht alles kaufen kann, was man gerne transportieren würde. Also schlägt man über eine (frustrierend) lange Zeit immer am Nullpunkt des Kontostandes an. Außer den Schiffen, die man braucht (Achtung: Man braucht sie wirklich!), sollte man sich trotzdem mit Käufen/Bauten zurückhalten, bis das System wirklich Gewinne abwirft (Deswegen paßt das nicht zum schnellen Aufbau der Industrie).
Das System hat eine brauchbare Notbremse: Wer merkt, daß sich irgendwo Waren ansammeln, die er nicht mehr wegfahren kann, stellt den Einkäufer aus oder stellt einen niedrigeren Einkaufspreis ein (ich hatte einmal den Effekt, daß ich Erz für nicht mehr als 600
gekauft habe, weil es sich sonst in rauhen Mengen im Zentrallager sammelte).
Für jemanden, der Geld als limitierenden Faktor hat, also für einen super-friedlichen oder einen Kneipenauftrags-Brutalo und Piratenjäger (wie mich), schätze ich beide Strategien als gleichwertig ein. Wer Arbitrage oder Plünderungen einsetzt, sollte in (Bau-)Industrie investieren, zumindest, solange es keinen Ärger in der Bevölkerung gibt.
So, das war jetzt detailreich und läßt immer noch genug zum Optimieren offen - wer unvorsichtig herangeht, kann immer noch viel falsch machen.